Emil Schwendemann aus Münchweier, Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Verdienstmedaille Ettenheims, wird 100 Jahre alt.

Trotz seines hohen Alters von hundert Jahren liest er täglich die Zeitung und beschäftigt sich noch immer mit den zahlreichen Dokumenten seines heimat- und familiengeschichtlichen Archivs. Sammeln war und ist seine Leidenschaft: Seien es historische Fakten, mundartliche Ausdrücke, Flurnamen, Briefmarken, Weinetiketten oder Pflanzen für sein umfangreiches Herbarium. Langeweile kennt er nicht: Die Rede ist von dem aus Münchweier stammenden Oberregierungslandwirtschaftsrat Emil Schwendemann, der sich seit seiner Pensionierung sowohl in seinem Geburtsort als auch in seiner Wahlheimat Murg am Oberrhein mit großem Engagement ehrenamtlich betätigte.

Am 23. April 1907 kam er in Münchweier zur Welt. Seine Vorfahren stammen aus Schweighausen und Ettenheimmünster, waren jedoch seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in Münchweier ansässig. Sie waren Bauern, übernahmen aber auch Aufgaben in der Gemeinde. Sein Urgroßvater war schon Bürgermeister, sein Vater ebenfalls. Gewiss verdankt der Jubilar dieser Herkunft die spätere berufliche Neigung und sein ehrenamtliches Engagement. Nach dem Abitur am Ettenheimer Realgymnasium (1927) studierte er drei Jahre lang in Hohenheim und machte dort 1932 seinen Diplomlandwirt.

Bis 1935 war er unter anderem an der Kreislandwirtschaftsschule, der sogenannten "Winterschule" , in Ettenheim als Hilfslehrer tätig. Danach fand er an der Landwirtschaftsschule in Neustadt eine feste Anstellung. Die bitteren Erfahrungen von Krieg und Gefangenschaft blieben auch Emil Schwendemann nicht erspart. Im Herbst 1943 wurde er zum Militär eingezogen und geriet 1944 in der Normandie in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Erst im Dezember 1947 kehrte er zu seiner Familie zurück.

1948 kam er ans Badische Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Freiburg. Ab 1951 war er dann beim Landwirtschaftsamt in Laufenburg, dessen Leitung er vier Jahre später übernahm. Nach seiner Pensionierung 1969 begann eine lange Periode ehrenamtlichen Schaffens. Nach einigen Jahren in Münchweier zog er nach Murg in die Nähe seines früheren Wirkungsortes, wo er seit 1974 zusammen mit der Familie seiner Tochter wohnt. Für beide Gemeinden verfasste er zahlreiche heimatgeschichtliche Aufsätze. Alleine für Münchweier sind es etwa 60 Veröffentlichungen: Er schrieb über die Flurbereinigung, die Geschichte des Weinbaus und das bäuerliche Leben in Münchweier und legte Verzeichnisse der Flurdenkmale und Flurnamen an. Aufschlussreich ist auch seine Geschichte der alten Klosterhöfe in Ettenheimmünster. Auf Grund seiner ersten Veröffentlichungen, aber auch wegen seiner Verdienste um den Reben aufbau und die Flurbereinigung in seiner Heimatgemeinde wurde er 1978 mit der Verdienstmedaille der Stadt Ettenheim ausgezeichnet. Der Verein zur Kultur- und Heimatpflege Münchweier ernannte ihn 1993 zum Ehrenmitglied. Vor 25 Jahren erhielt Emil Schwendemann als Anerkennung für sein unermüdliches Schaffen eine besondere Ehrung: 1982 bekam er das Bundesverdienstkreuz verliehen. Trotz aller Erfolge blieb Schwendemann ein bescheidener und liebenswürdiger Mensch. Er hat sich um seine Heimat verdient gemacht.
Text: Bernhard Uttenweiler