Zur wiederbelebten früheren Traditionsveranstaltung in Münchweier kommen von Jahr zu Jahr mehr Reiter und Zuschauer.

ETTENHEIM-MÜNCHWEIER. Im Moment lässt das wechselhafte Aprilwetter zwar noch wenige Gedanken an den Sommer zu, doch in Münchweier laufen die Vorbereitungen für die heiße Jahreszeit schon auf Hochtouren. Die im Juli stattfindende Rosswäsche ist eine beliebte Aktion beim jährlich zur selben Zeit stattfindenden Kirchbergfest. Der Kultur- und Heimatverein Münchweier, kurz KuH-Verein, hat 2008 auf Initiative von Andreas Lemke wieder den vergessenen Brauch belebt, bei dem Pferde nach alter Väter Sitte durch den Dorfbach getrieben werden, um sich vom Schmutz der Feldarbeit zu befreien. Lemke, langjähriges Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Vereins, gilt als treibende Kraft der beliebten Traditionsveranstaltung. Der Brauch war ausgestorben, als Traktoren Pferdestärken ersetzten und die Motorisierung immer mehr zunahm. Pferde waren nicht mehr von Nutzen für die Landwirtschaft, und die regelmäßig stattfindenden Rosswäschen, die zum alltäglichen Dorfleben gehörten, gerieten in Vergessenheit. 

 Münchweier besitzt eine der noch wenigen intakten Rossschwemmen – so werden die gepflasterten Rampen genannt, die für Pferde bequem begehbar in den Bach führen. Der KuH-Verein hat es sich zum Ziel gemacht, fast vergessene Sitten und Bräuche zu beleben und sie auch Jüngeren zu vermitteln. So war die Idee einer jährlichen Rosswäsche geboren, um an die alte Tradition anzuknüpfen.

Andreas Lemke, der seit 40 Jahren reitet, organisiert nunmehr im fünften Jahr die Veranstaltung. Sie erfreut sich wachsender Beliebtheit. Dieses Jahr beginnen die Vorbereitungen besonders früh, denn mit den steigenden Besucher- und Teilnehmerzahlen möchte der Verein auch die Veranstaltung an sich verbessern und für Zuschauer noch attraktiver machen. Bisher waren die Pferde einfach durch den Bach getrabt, so Lemke.

Dieses Jahr geht’s in Gruppen durch den Bach

In diesem Jahr sollen die Pferde in kleine Gruppen durch den Ettenbach geführt werden. Der Ablauf wurde durchorganisiert. Es gibt eine richtige Präsentation der Pferde. Den Tieren und ihren Reitern soll somit ermöglicht werden, die einmalige Rosswäsche besser ausnutzen zu können. Außerdem wird das Spektakel für die Besucher interessanter. Damit wird auch den stetig wachsenden Teilnehmerzahlen Tribut gezollt.

Im ersten Jahr nahmen fünf Reiter mit ihren Pferden an der Rosswäsche teil – dieses Jahr rechnet Lemke mit etwa 20 Pferden. Die Zusagen kommen nicht nur aus dem nahen Umkreis, freut sich Lemke. Auch aus Emmendingen und Elzach werden Reiter mit ihren Pferden nach Münchweier kommen, um an der Wäsche teilzunehmen. Die Rossswäsche ist laut Lemke in ganz Baden-Württemberg einzigartig.

Das Reiterlager wird wieder auf dem Gelände der Hütte im Brucktal eingerichtet. Die meisten Pferde werden für die Rosswäsche, die am Sonntagmorgen des Kirchbergfestes stattfindet, in Münchweier übernachten. Der große Andrang freut Andreas Lemke zwar sehr, gleichzeitig werden die Vorbereitungen für ihn auch umfangreicher. Von der Wasser- und Futterversorgung bis hin zum Beschaffen von ausreichend Stellplätzen für die Tiere muss der 54-Jährige sich mit der Unterstützung des Vereins und seiner Stallkollegen um alles kümmern. Der Arbeitsaufwand lohnt sich allerdings. Hatte die Rosswäsche im ersten Jahr 30 bis 40 Zuschauer, so wird dieses Jahr mit etwa 150 Besuchern gerechnet.

Selbstverständlich hat Andreas Lemke selbst auch etwas von den arbeitsintensiven Vorbereitungen: Die Rosswäsche ist für ihn jedes Jahr ein einmaliges Erlebnis. Auch dieses Mal wird er wieder mit seinem Pferd Stella mitreiten. "Meine Stute", sagt er und lacht, "das ist schon ein tolles Pferd".

Info: Rosswäsche in Münchweier am Sonntag, 10. Juni; Pferdebesitzer, die teilnehmen möchten, können sich auf der Homepage des KuH-Vereins informieren unter: http://www.heimatvereinmuenchweier.keepfree.de

Quelle: 
Badische Zeitung