Bevor das Neubaugebiet "Bettäcker" erschlossen werden kann, muss geprüft werden, ob dort Bomben liegen könnten.

In Münchweier soll am westlichen Ortsrand das Baugebiet "Bettäcker" entstehen. Bevor die Erschließung losgehen kann, muss allerdings erst der Kampfmittelräumdienst ran. Auswertungen von Luftbildern der Alliierten haben gezeigt, dass in dem Gebiet Bomben abgeworfen worden sind. Daher könnten noch mögliche Blindgänger im Boden liegen.

In Augsburg war die Aufregung am ersten Weihnachtsfeiertag groß: Dort hatten 54 000 Menschen ihre Häuser und Wohnungen verlassen müssen, weil eine Fliegerbombe entschärft werden musste. Auch im Freiburger Stadtteil Stühlinger sorgte vor einem Jahr ein Blindgänger für Chaos. Die Entschärfung hatte massive Auswirkungen auf den Verkehr, 3500 Menschen mussten evakuiert werden. Blindgänger sorgen auch 70 Jahre nach Kriegsende immer noch für Schlagzeilen.

"Dort, wo schon Häuser stehen, hat es immer erhebliche Auswirkungen, wenn der Kampfmittelbeseitigungsdienst anrücken muss", berichtet Mathias Peterle, stellvertretender Dienststellenleiter des baden-württembergischen Kampfmittelbeseitigungsdienstes. "Am besten ist, wenn Städte und Gemeinden vor einer Bebauung prüfen lassen, ob da noch was sein könnte", sagt Peterle.
Beim Baugebiet "Bettäcker" in Münchweier hat die Stadt Ettenheim genau das gemacht. "Wir haben festgestellt, dass in dem Gebiet zwei, drei Bomben hochgegangen sind", so Peterle. Daher könne es sein, dass noch weitere im Boden schlummern. In Deutschland sind 15 Prozent der abgeworfenen Bomben nicht detoniert. Auch mehr als 70 Jahre nach Kriegsende könnten sie aber hochgehen. "Meine Kollegen sind jeden Tag unterwegs, wir finden jeden Tag Munition", sagt Peterle. Etwa im August 2015, als Bauhofmitarbeiter auf der Baustelle zum Grundschulanbau in Ettenheim auf Flakgranaten gestoßen waren – damals fand der Kampfmittelbeseitigungsdienst zehn Granaten, die entschärft werden mussten.

Münchweiers Ortsvorsteherin Charlotte Götz ist von der Nachricht des Kampfmittelbeseitigungsdienstes überrascht worden: "Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet, vor allem nicht auf diesem freien Feld." Warum die Bomben kurz vor Kriegsende über dem Acker bei Münchweier abgeworfen worden sind, bleibt wohl ein Rätsel. "Stellungen hat man dort nicht erkannt und normalerweise sind nur die Städte bombardiert worden", sagt Mathias Peterle.

Grundstückseigner müssen Kosten zunächst übernehmen

Auch Heimatgeschichtsforscher Bernhard Uttenweiler weiß nicht, warum bei Münchweier Bomben abgeworfen worden sind. "Eigentlich ist das kein Ziel für Bomber gewesen." Der 92-jährige Adolf Zanger, der in Münchweier lebt, im Zweiten Weltkrieg Soldat und bis 1948 in Gefangenschaft war, erinnert sich nur, dass die Bombentrichter nach dem Krieg kontrolliert und verfüllt worden sind. "Ich glaube nicht, dass da jetzt noch was im Boden steckt", sagt er.

"Was da abgeworfen worden ist, weiß heute niemand mehr genau", sagt auch Dieter Tieken, der sich lange im Kultur- und Heimatverein Münchweier engagiert hat. Münchweier sei während des Krieges bedeutungslos gewesen. "In meinen Augen ist das Geldmacherei", findet Tieken.

Stadtbaumeister Maximilian Bauch informierte am Montag im Bau-, Umwelt und Technikausschuss (BUT), dass zunächst einmal die Grundstückseigentümer die Kosten bezahlen müssen. Wenn die Stadt die Erweiterung des Baugebiets angeht, werde sie die Kosten übernehmen.

Die betreffenden Grundstückseigentümer sind von der Münchweierer Ortsverwaltung schon informiert worden und können nun entscheiden, ob sie eine Untersuchung veranlassen. "Die Grundstückseigentümer müssen nicht sofort etwas unternehmen", sagt Ortsvorsteherin Charlotte Götz. Aber um ganz sicher zu gehen, müsse man das Gebiet absuchen. Und wenn die Gemeinde Eigentümerin der Grundstücke werde, dann sei sie dazu ohnehin in der Pflicht.

Laut Mathias Peterle vom Kampfmittelbeseitigungsdienst dauert die Untersuchung etwa drei Tage. Mit Metalldetektoren rückt der Kampfmittelbeseitigungsdienst dann im "Bettäcker" an und überprüft das Gebiet in einem Radius von 50 Metern. Die Kosten blieben für die Stadt "in erträglichem Maße", so Stadtbaumeister Bauch am Montagabend im BUT. Zunächst stehe die Anfertigung von Luftbildern und deren Auswertung an.

Quelle: 
Badische Zeitung; Foto: Ingo Schneider