der Urwald von morgen
Baden-Württemberg ist ein Waldland, fast 40 % der Landesfläche sind bewaldet. Auf 13.860 km2 steht Wald und prägt damit die schönsten Regionen unseres Landes. Seit Jahrhunderten werden unsere Wälder vielfältigen Ansprüchen gerecht. Dies hat die Wälder verändert.
Nach jahrhunderte langem Raubbau am Wald wurde mit der Entwicklung einer geordneten Forstwirtschaft das Grundprinzip der Nachhaltigkeit eingeführt. Über viele Generationen bewirtschaftet, bieten unsere Wälder heute einen Freiraum für Erholung, dienen der Erzeugung des wertvollen Rohstoffes Holz und sind gleichzeitig Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten.
Bannwälder sind Totalreservate, die zum »Urwald von morgen« werden sollen. Hier wird kein Holz geerntet, damit sich Waldlebensgemeinschaften von menschlichen Eingriffen ungestört entwickeln können. Die Lebensgemeinschaften verändern sich je nach
Entwicklungsphase des Waldes (Verjüngung, geschlossener Wald, Zerfall) und dem regionalen Klima.
Wie sich die Pflanzen- und Tierwelt im Bannwald entwickelt, wird wissenschaftlich untersucht. Diese Erkenntnisse helfen zu entscheiden,
in welcher Art wir unseren Wald zukünftig naturnah bewirtschaften.
Sturm Lothar fegte am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 mit Geschwindigkeiten von mehr als 180 km/h über den Ofenberg hinweg. und hinterließ Schneisen der Verwüstung. Dabei hat er das Holz für den Bau von rund 300 Einfamilienhäusern niedergeworfen. Soviel liegendes totes Holz auf einmal ist ungewöhnlich und ökologisch sehr wertvoll: Es soll sich zeigen, wie die Tier- und Pflanzenwelt auf dieses riesige Angebot von Totholz reagiert.
Mindestens vier Spechtarten, zwei Greifvogelarten und die Hohltaube zeigen wie vielfältig der Wald am Ofenberg strukturiert ist, denn jede Tierart hat unterschiedliche Lebensraumansprüche. Hinzu kommen seltene Schmetterlingsarten, die von den offenen Sturmflächen profitieren. Für die Wildschweine ist der Ofenberg ein verschwiegener Ort mit reich gefüllter Speisekammer.
Besonders spannend sind im Ofenberg die Sturmflächen: Das große Lichtangebot fördert alle Pflanzen beim Wachsen. Nur – wer setzt sich durch? Schnellwüchsige Baumarten wie Salweide oder Birke dominieren zu Beginn; zum Schluss wird sich wohl die wuchskräftige Buche durchsetzen – oder doch nicht?
Für die Wissenschaftler ist der Bannwald Ofenberg sehr interessant. Auf 86 Probekreisen wird die gesamte Baumvegetation alle 10 – 20 Jahre aufgenommen. Es wird untersucht, wie sich auf den sehr wuchskräftigen Standorten die Vegetation nach dem Sturm ungestört entwickelt.
Die naturnahe Waldbewirtschaftung dient dazu, die vielfältigen Ansprüche der Gesellschaft an den Wald zu erfüllen. In der Waldbewirtschaftung und –pflege bedeutet dies: