Lottogewinner überleben nicht immer die frohe Nachricht, so auch Tante Rosel. Die spielfreudige Seniorin trifft schier der Schlag, als sie erfährt, dass sie im Lottospiel den Jackpot geknackt hat. Natürlich gibt es auch Aasgeier in der Verwandschaft und Bekanntschaft, die hinter ihrem Geld her sind. Das war, im Groben, die Handlung des Theaterstücks "Tante Rosels Lottoschein", das die Theatergruppe des Männergesangvereins (MGV) Münchweier gemeinsam mit Spielern des Motorsportclubs (MSC) Münstertal am Samstagnachmittag und am Abend in der Festhalle aufgeführt hat.

Applaus erhielten nicht nur die Akteure, sondern auch verdiente Vereinsmitglieder, die die Vorsitzende Andrea Büttner am Samstagabend ehrte.

Die Aufführungen des MGV sind stets ein Publikumsmagnet, schon am Nachmittag war das Stück recht gut besucht, abends war die Halle voll. Viele Lacher erntete die Truppe für die heitere Komödie in drei Akten, die die Regisseure Brian Grant und Achim Gwarys ausgesucht hatten. Temperamentvolles Spiel zeichnete die Rolle der 70-jährigen Tante Rosel (Eva Ibig) aus, die ihr ganzes Geld in Glücksspiel verschiedenster Art anlegt. Und als es sich doch endlich einmal lohnen sollte, stirbt sie dahin. Guter Rat ist teuer, denn schließlich will der Herr von der Lottozentrale Fritz Glückauf – mit herrlich näselnder Stimme von Burkhard Gwarys gespielt – das Geld nur an die Gewinnerin persönlich auszahlen, und die muss ihm auch den Lottoschein vorlegen.

Tante und Lottoschein sind erst einmal weg

Tante und Lottoschein sind aber erst mal weg. Also spielen gleich zwei andere das Tantchen. So schlüpft Knecht Karl Buntig (Thomas Gehring) in Frauenkleider und überzeugt den Glücksboten fast – bis "Tante Rosel" einen Schnaps und eine Zigarre will. Stutzig macht Glückauf auch, als die "Tante" ins Schlafzimmer verschwindet und gleich darauf wieder zur Haustür hereinkommt. Die zweite Tante entpuppt sich später als Olinka Böckel (Aline Köbele), die wesentlich jüngere Frau des oberschlauen Neffen und Lehrers Eberhard Böckel (Markus Binz). Sie und ihr Gatte schrecken vor keinem Mittel zurück, um sich den Millionengewinn unter den Nagel zu reißen. Energisch fordert auch die Inhaberin des Lottoladens, Elfriede Emsig (Manuela Gwarys), ihren Anteil am Gewinn ein.

Bescheiden dazu nimmt sich Pfarrer Gottlob (Stefan Herdrich) aus, der auf eine neue Kirchenorgel hofft, schließlich hat ihm die die Tante versprochen. Und richtig gutmütig kommt der andere Neffe daher, denn beim Bauern Hermann Böckel (Markus Gwarys) und seiner Frau Otti (Laura Herdrich) wohnt die rüstige Tante. Die taucht dann am Schluss des zweiten Akts überraschend quicklebendig wieder aus dem Kühlraum auf, in den die vermeintlich Gestorbene erst einmal abgelegt wurde.

Hektisch hatte die ganze Familie in der Zwischenzeit nach dem Lottoschein gesucht. Der bleibt auch verschwunden – zumindest offiziell, denn Tante Rosel hat ihn wohl in den Müll geworfen, wie sie sagt. Am Schluss stellt sich alles als wohlüberlegte Inszenierung von Tante Rosel, dem Lottoboten und dem Pfarrer heraus, nachdem der geldgierige Oberlehrer und seine shoppingsüchtige Frau nebst gieriger Lottoladeninhaberin verschwunden sind.

Dass Tante Rosel gewonnen hat, bleibt geheim, sie selbst wird ihr spätes Glück mit dem Knecht genießen, und der gutmütige Neffe samt Frau mit dem Herz auf dem rechten Fleck als auch der Pfarrer können auf einen Anteil hoffen. Aber: Spielen darf Tante Rosel nicht mehr.

Foto: Olaf Michel

Quelle: 
Badische Zeitung