ETTENHEIM-MÜNCHWEIER. Das schönste Geschenk zum 200. Geburtstag hat sich der Kirchenchor Münchweier am Sonntagabend selbst gemacht: Eine wunderbare Aufführung von Antonin Dvoraks Messe in D-Dur (Opus 86) in der sehr gut besuchten Heilig-Kreuz-Kirche.

Der Chor zeigte unter Direktion von Thomas Daub, dass er während der Proben eine sehr direkte Beziehung zu Dvoraks Messe entwickelt hatte. Die Messe ist ein meditatives, im Grundton mehr lyrisches als dramatisches Werk, in seiner Melodik wie so oft bei Dvorak manchmal fast volkstümlich, im Ausdruck reich, tief empfunden und innig. Eindrucksvoll wogten im eröffnenden Kyrie die sich bis zum Fortissimo steigernden Rufe um Erbarmen als kräftige Wellen im Kirchenschiff. Dabei wirkte der Chor äußerst souverän, meisterte scheinbar mühelos die scharfen Dynamikwechsel und kam nie auch nur in die Nähe seiner Leistungsgrenze. Weder zu zaghaft noch übermütig präsentierte der Chor Dvoraks teils gewaltige Stimmungsbilder, sondern stets mit natürlicher Sicherheit und einem untrüglichen Gespür für die Musik.

Die Messe in D-Dur Opus 86 entstand 1887 im Auftrag des Architekten Josef Hlávka für die Einweihung der Kapelle auf seinem Gut in Luzany (Südböhmen). Es standen kein Orchester, keine Solisten zur Verfügung, nur ein Chor, Chorsoli und die Orgel der Kapelle. Dass aber diese "bescheidenen Hilfsmittel" , wie der Komponist sie nannte, ansprechend klingen können, zeigte der Chor. Besonders beeindruckend, dass der nur aus Amateurstimmen bestehende Chor das schwierige Werk alleine stemmte.

Die Sängerinnen und Sänger betonten mehrfach, dass dies vor allem das Verdienst von Dirigent Daub gewesen sei. Sein Weggang aus privaten Gründen ist ganz sicher ein großer Verlust für die lokale Musikszene. Das betonte beim Empfang auch Bürgermeister Bruno Metz, der von dem im Nichts verschwindenden Pianissimo am Ende des Agnus Dei wohl noch ebenso berührt war, wie die meisten im Publikum: "Mit einem Herzen voller Begeisterung" , habe er die Kirche verlassen, sagte Metz. Weder der Bürgermeister, noch Ortsvorsteher Herbert Andlauer hatten ein offizielles Geschenk zum Geburtstag dabei. Grund: Der Chor ist eine Institution der Kirche und kein Verein. Aber bei der anstehenden Sanierung der St.-Anna-Kappelle werde die Stadt etwas tiefer ins Stadtsäckel greifen, deutete Andlauer an — "das ist hoffentlich im Sinne von euch Sängerinnen und Sängern" .

Der Dank des Chores ging an Organist Tilo Strauß, der mit einer Variation von Felix Mendelssohn Bartholdy für die richtige Einstimmung gesorgt hatte. Und natürlich an Thomas Daub, der nach sechs Jahren verabschiedet wurde. Ihn zu ersetzen wird schwierig, und ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht. Daub selbst ist zuversichtlich: "Für so ein kleines Städtchen wie Münchweier ist der Chor ausgezeichnet" , sagte der Musikpädagoge, der "alles, was er anfasst, in musikalisches Gold verwandelt" , so Metz lobend.

Quelle: 
Badische Zeitung