Das heikle Amt des Rechners wollte bei der letzten Hauptversammlung des finanziell angeschlagenen Vereins niemand mehr übernehmen / Nun wird liquidiert
ETTENHEIM-MÜNCHWEIER (sm). Der Schützenverein Münchweier existiert nicht mehr. Am Freitagabend haben im Rahmen einer vierstündigen außerordentlichen Mitgliederversammlung 21 anwesende und stimmberechtigte Mitglieder des 130 Mitglieder zählenden Traditionsvereins dessen Auflösung beschlossen. Besonders heikel: Der Verein ist offenbar zahlungsunfähig und Bankkredite sind bis zum Limit ausgereizt.
Damit der schon seit längerem angeschlagene Verein hätte weiter existieren können, hätte am Freitagabend ein neuer Vorsitzender gefunden werden müssen. Der bisherige Vorsitzende Günter Schwarz hatte seine Amtszeit bereits mehrfach verlängert, obwohl er das Amt längst abgeben hatte wollen. Am Freitag sagte er dann, dass er auf keinen Fall mehr verlängern werde: "Heute ist der Tag X." Die Sitzung startete zunächst ohne Moderator und Ortsvorsteher Herbert Andlauer, doch konnte bis zu dessen Eintreffen kein neuer Vorsitzender gefunden werden.
Andlauer schaffte es dann zu bereits vorgerückter Stunde sieben Mitglieder zu finden, die sich bereit erklärten, den Verein weiterzuführen. Unter den sieben wären auch ein neuer Vorsitzender und dessen künftiger Stellvertreter gewesen, einzig das Amt des Vereinsrechners hätte noch besetzt werden müssen. Das machten die sieben Mitglieder zur Bedingung. Doch trotz mehrfacher Appelle Andlauers erklärte sich niemand bereit, sich künftig um die Vereinsfinanzen zu kümmern, um die es offenbar schlecht bestellt ist. Bankkredite, räumte der scheidende Vorsitzende Schwarz ein, wurden seit mehreren Jahren nicht mehr getilgt, lediglich die aufgelaufenen Zinsen beglichen. "Die Bankkredite sind bis ans Limit ausgereizt" , sagte Andlauer.
Um kurz vor Mitternacht wurde schließlich von der Versammlung im zweiten Anlauf die Vereinsauflösung mehrheitlich beschlossen. Als Liquidatoren wurden Herbert Andlauer, Dieter Winterer und Leo Enderle bestimmt. Sie werden jetzt wie Insolvenzverwalter versuchen, das Aus des Vereins finanziell abzuwickeln. Gestern sagte Andlauer im Gespräch mit der BZ: "Der Verein ist im Grunde genommen zahlungsunfähig. Zwar hat das Schützenhaus einen höheren Wert als die offenen Verbindlichkeiten bei der Bank, doch wird es schwer das Gebäude zu veräußern" . Interessenten gäbe es zwar, doch das seien andere Vereine, "die das Gebäude nur zur Pacht oder zum Nulltarif übernehmen wollen" , so Andlauer.
Die drei Liquidatoren sind bereits aktiv geworden, so Andlauer: Die Schlösser des Vereinsheims sind ausgetauscht, es wurde begonnen eine Bestandliste zu erstellen und Gläubiger werden jetzt öffentlich aufgefordert, ihre Forderungen zu anzumelden. Aufgaben, die Herbert Andlauer ungern und mit Bedauern übernommen hat, wie er am Sonntag sagte: "Ich meine, mit Engagement und gutem Willen wäre der Verein zu retten gewesen, aber man kann niemand zu seinem Glück zwingen." Problematisch im Verein war neben den Finanzen vor allem die Zahl der Schützen von Luftgewehr und Luftpistolen. Letztere hatten in der abgelaufenen Saison keine Mannschaft mehr gestellt, die Luftgewehrschützen waren mit fünf Schützen nochmals in der Kreisliga angetreten. Es bestand offensichtlich kaum noch Bedarf an diesen Sportarten in Münchweier.
Ganz anders bei der Fraktion der Bogenschützen: Diese freuen sich über großen Zulauf, sagte deren Sprecher Stefan Adler. Doch seien es vor allem Kinder und Jugendliche, die auf dem Schießgelände hinter dem Schützenhaus trainieren. "Die Erwachsenen unserer Abteilung sind schon jetzt alle so eingespannt, dass keiner noch mehr Verantwortung übernehmen kann" , sagte Adler, der die Vereinsauflösung ebenfalls bedauerte. "Die Bogenschützen werden jetzt wohl einen eigenen Verein gründen, ohne das Vereinsheim und ohne die Altlasten des Schützenvereins" , sagte Andlauer gestern.