Wie Iseles Hund "Samson" der krebskranken Journalistin neuen Lebensmut gab
"Die Diagnose traf Gertrud Carnine-Züchner wie ein Keulenschlag: Brustkrebs. Das war im Mai 2005. Da lebte die frühere WDR-Journalistin mit Ehemann Günter gerade zwei Monate im schmucken Reihenhäuschen auf dem Stoelker-Areal. Von Köln war das Paar in die südbadische Provinz gezogen, um hier den Ruhestand zu genießen. Stattdessen: drei Brustoperation, Chemotherapie. "Wir wussten kaum mit der Krankheit umzugehen" , erinnert sich Gertrud Carnine-Züchner. Bis Hilfe kam — auf vier Pfoten. "Samson gab mir neue Energie" , sagt sie. Am Montag wird der 5-jährige Neufundländermischling für diese Unterstützung von einem Tiermagazin mit dem Titel "Retter auf vier Pfoten" geadelt.
Dass es für die Ruheständlerin noch einmal so etwas wie ein normales Leben geben könnte, schien für sie nach der Diagnose ausgeschlossen. "Drei Brustoperationen und dann die Chemotherapie mit Haarausfall als Begleiterscheinung, das ist für eine Frau eine besondere Situation. Man selbst kann kaum mit der Erkrankung umgehen und man spürt, dass es auch für Freunde und Bekannte schwierig ist" , erinnert sich die frühere Journalistin, die es schon von Berufswegen gewohnt war, kommunikativ zu sein, auf Menschen zugehen zu können.
Und von Tag zu Tag wurde die Sehnsucht nach Normalität im Alltag größer. "Da steht man an einer Schwelle, und der Schritt zu einem Dasein in den eigenen vier Wänden, einem auf der Couch liegen und sich in sein Schicksal ergeben ist ein kleiner" , beschreibt Gertrud Carnine-Zürcher ihre Gefühle. Sie ist sich heute sicher, dass der 5-jährige Neufundländermischling Samson sie vor diesem Schritt bewahrte: "Er hat sich nicht um meinen Haarausfall geschert, von ihm gab es keine fragenden Blicke, sondern nur Freude, wenn ich ihn zu Spaziergängen abholte."
Samson ist der Begleiter, oder besser der Grund für Nachmittagsspaziergänge der Züchners. Er gehört zum Hof der Winzerfamilie Isele in Münchweier. Zu Iseles ist Samson als Einjähriger gekommen. Er stammt von einem Hof in Zell am Harmersbach. Bei einer Einkehr in Iseles Strauße Wochen vor der Erkrankung hatten die Züchners den Rüden kennen gelernt. Aus dem Kennenlernen erwuchs eine Art Patenschaft. "Wir hatten einen vierbeinigen Freund und die Iseles eine Entlastung beim Gassigehen" , erzählt Gertrud Carnine-Züchner.
Diese Spaziergänge habe sie in der Klinik in Freiburg unheimlich vermisst. Inzwischen sind die "neuen" Ausflüge mit Samson, die nach den Operationen, auch zu neuen Erfahrungen geworden. "Man trifft Leute, meist sind es auch Hundefreunde, kommt ins Gespräch, auch über die Krankheit, gewinnt neue Freunde und erfährt viel Zuspruch." Neue Lebensfreunde habe sie deshalb nicht allein durch ihren "Kommunikator" Samson gefunden, "mit der Ehrung für meinen Retter auf vier Pfoten verbinde ich auch den Dank an viele Menschen hier in Ettenheim" , sagt die Wahl-Ettenheimerin mit bewegter Stimme."