Karl Tränkle: "Im Galopp durch den Bach, das war das Schönste" / Kirchbergfest der Münchweirer Vereine bleibt Anziehungspunkt.
Wenn in Münchweier die Vereine zum Kirchbergfest einladen, strömen die Besucher in Scharen. Und so war es auch wieder am Wochenende. Höhepunkt des Traditionsfests ist nach wie vor die Rosswäsche beziehungsweise die Rossschwemme am Sonntagvormittag. Trotz relativ niedriger Temperaturen und bedecktem Himmel kamen auch hierzu wieder zahlreiche Besucher.
Die Zahl derer, die dicht aneinander entlang der etwa 150 Meter langen Strecke des Bachs zwischen den beiden Brücken gestanden haben, ließ sich nur schwer schätzen. Zum Teil standen die Besucher in Zweier- und Dreierreihen hintereinander. Mittendrin hatten sich die 20 Frauen und Männer der "Sunshine Singers" mit Dirigentin Silvia Ruf positioniert, aus Anlass des Tages waren sie zum "Rossschwemmechor" umgetauft. Es war einer von mehreren Highlights der Rossschwemme, mit denen die Münchweirer Pferdesportfreunde das Geschehen sozusagen garnierten. Um die 20 Pferde von Reitern aus dem Dorf, aus Ettenheim, Biederbach, Nonnenweier, Rust und Freiamt waren angemeldet, die den Gang in den Bach antraten und später mit der Bürste geschrubbt wurden. Früher wurden Pferde bei landwirtschaftlichen Arbeiten auf dem Acker eingesetzt. Sie schwitzten und wurden dreckig, weshalb sie sonntags in den Bach getrieben und gewaschen wurden. Es war eine Wohltat für sie, wie sich Metzgermeister Karl Tränkle in einem Gespräch mit der BZ erinnerte. "Die haben sich darauf gefreut", sagte er. Tränkle war als Bub bei der Rossschwemme dabei, laut eigener Aussage ist er heute der Einzige in den Reihen der Pferdesportfreunde, die die Pferde weniger des Brauchtums, denn um der Notwendigkeit willen wuschen. Es sei immer nach dem Kirchgang gewesen – "wir mussten ja erst mal da hin", und einen Sattel wie heute hatten die Pferde nicht. "Es war das Schönste, im Galopp durch den Bach zu reiten", erinnerte sich Karl Tränkle.Karl Tränkle: "Im Galopp durch den Bach, das war das Schönste" / Kirchbergfest der Münchweirer Vereine bleibt Anziehungspunkt.
Auch mit dem Schlitten ging es munter durch den Bach
Durch den Bach galoppierten die Pferde auch am Sonntagvormittag, es war eins von zwei Schmankerln zum Schluss. Das zweite Schmankerl war die Fahrt eines Schlittens durch den Bach, der von zwei Schwarzwäldern Füchsen gezogen wurde. Sie gehören Paul Schludecker aus Rust, der vorne saß, hinter ihm saßen Reinhard und Nathanan Rehm als Abordnung des Latschary Clubs; beide in traditionelle Schwarzwaldtracht gekleidet. Passend zu ihrer Einfahrt in den Bach sang der Rossschwemmechor das Lied von der "Schwarzwaldmarie".
Nicht nur das Ehepaar war eine Augenweide, auch der Gespannführer und die beiden Pferde nebst geschmücktem Gespann erregten vielfältiges Ah und Oh. Neben dem 21 Jahre alten Wallach Ricco trabte die 14-jährige Stute Leni. 2005 reiste sie mit Mutter Lisa von Rust nach Cuxhaven, wie Moderator Edwin Heitzmann dem Publikum erklärte. Dort war Schludeckers Gespann eines von 25, die durchs Watt zur Insel Neuwerk liefen. "Leni kennt nicht nur das Münchweierer Bachwasser, sondern auch das salzige Wasser der Nordsee", sagte Heitzmann. Das Wasser selbst war an diesem Tag ausgesprochen kalt.
Eine Schrecksekunde gab es kurzfristig, als später der Schlitten nach dem Wenden wieder zur Brücke am Start hochgezogen werden sollte. Das hat nicht geklappt, passiert ist gottlob nichts. Darüber und über den allgemeinen Verlauf ohne Zwischenfälle war auch Andreas Lemke von den Pferdesportfreunden erleichtert. "Wir sind alle happy und zufrieden", lautete sein Fazit. Happy war auch eine Zuschauerin aus Oberharmersbach, die zum ersten Mal bei der Rossschwemme dabei war. Als frühere Reiterin fand sie es "einfach toll", wie die Pferde im Galopp durch den Bach preschten. Da hatten die "Sunshine Singers" alias der Rossschwemmechor bereits das Badner Lied gesungen und gönnten sich zum Glas Sekt eine Brezel, ehe es den Kirchberg hinauf zum Frühschoppenkonzert ging.
Rund um die Kirche waren Stände und Zelte der Vereine aufgebaut. Unter ihnen war auch ein Geburtstagskind, denn der Latschary Club feiert 2016 sein 40-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass durfte Vorsitzender Uwe Fischer das Fass Freibier anstechen. Fischer ist seit 18 Jahren Vorsitzender und seit 22 Jahren Ortschaftsrat. Seinen Schlag mit dem Hammer beobachtete auch Dieter Steinmeier, Ortsvorsteher von Wellesweiler (Saarland). Er war vor 45 Jahren erstmals Feriengast in Münchweier gewesen, nun kam er nach längerer Pause wieder.
Weitere Informationen unter: http://www.reiterfreunde-muenchweier.keepfree.de