Die Rosswäsche zieht immer mehr Reiter und Zuschauer an.

 ETTENHEIM-MÜNCHWEIER (sm). 15 Pferde und ein Pony sind am Sonntagmorgen im Roßbach baden gegangen. Aus Anlass des Kirchbergfests hat der Kultur- und Heimatverein Münchweier den Brauch der Rosswäsche wieder aufleben lassen. Rund 200 Zuschauer haben verfolgt, wie die Pferde im Galopp durch das Bachbett geritten und anschließend von ihren Reitern geschrubbt worden sind.

Lucy schnauft noch einmal durch die Nüstern, als ihr Reiter Frank Steinhauser ihr die Sporen gibt, dann sprengt der Araber-Mischling durch das knietiefe Wasser. Es spritzt hinauf bis zu den Zuschauern, die sich zwei Meter über dem Bachbett am Geländer entlang der Bachstraße drängeln. Mehrmals fegen die Zwei den Bach hinauf und hinunter, begleitet von weiteren Pferden und dem Applaus der Schaulustigen. Ross und Reiter müssen ein eingespieltes Team sein und sich vertrauen, damit solch ein Parforceritt glückt. "Die Tiere sind aufgeregt, die vielen Zuschauer, das sind sie nicht gewohnt", sagt Steinhauser später. Da helfe nur gut Zureden und nichts zu erzwingen.

Das Wasser schreckt die Pferde nicht, sie sind alles andere als wasserscheu. Nach ihren sonntäglichen Ausritten führen die Reiterfreunde Münchweier ihre Tiere immer über die Rampe an der alten Brücke in den Bach hinab: "Sie waschen sich ja auch die Füße, wenn sie mehrere Kilometer gelaufen sind", sagt Andreas Lemke, der Sprecher der Gruppe.

Früher wurden hier die Arbeitspferde gewaschen, immer sonntags, unter der Woche war dafür keine Zeit. Diesen Brauch stellen die Pferdefreunde seit fünf Jahren während des Kirchbergfests nach. Dafür hat der Kultur- und Heimatverein die alte Pferderampe instand gesetzt.

Nach den Ritten bekommen die Zuschauer dann auch die eigentliche Pferdewäsche gezeigt. Eimerweise gibt es Bachwasser auf den Rücken eines Pferdes, das zufrieden schnaubt, als ihm anschließend mit einer großen Bürste das Fell geschrubbt wird. Eine richtige Rosskur, die jedes Jahr mehr Zuschauer und auch Pferdefreunde von weiter her auf das Kirchbergfest lockt. Lucy und ihr Reiter beispielsweise kamen aus Bleichheim herüber. "Das ist ein Highlight, das es sonst nirgends in Südbaden gibt, da wollten wir dabei sein", so Reiter Steinhauser. Die Rossbolle-Gang, eine Reitergruppe aus Biederbach, hatte gar am Samstag bereits einen sechsstündigen Ritt auf sich genommen, um dabei zu sein.

Damit die Gäste der Reiterfreunde bestens versorgt waren, hatten viele mitgeholfen; der Jugendverein "Hiddi im Brucktal" bot in seiner Hütte ein Quartier für die Nacht, die Vereine des Kirchbergfests verpflegten die Reiter und die Feuerwehr regelte den Verkehr. "Das ist Münchweier, da hilft jeder jedem", freut sich Lemke. Nur eines missfiel ihm und auch vielen Zuschauern: In der Nacht hatten in ganz Münchweier Unbekannte Blumenkästen in den Bach geworfen. Dabei hatten die Pferdefreunde den Bach am Vortag noch geputzt. "Das ist eine Gefahr für die Tiere und absolut respektlos gegenüber den Leuten, die die Blumenkästen pflegen", so Lemke. 

Quelle: 
Badische Zeitung