ETTENHEIM-MÜNCHWEIER. Bürgermeister Bruno Metz sprach von einem "Meilenstein". Und den gab’s im Doppelpack: Mit dem Gemeinschaftshaus für Grundschule und Kindergarten kann unter optimalen Bedingungen das pädagogisches Konzept eines Bildungshauses umgesetzt werden, bei dem beide Einrichtungen enger als bisher möglich kooperieren. Zugleich ist mit der Sanierung des Schulhauses aber auch ein Projekt zum Abschluss gebracht, das Jahre den Kommunalpolitikern schwer im Magen lag und für manch Verstimmung in Münchweier gesorgt hatte. Am Samstag bei der Eröffnung waren nur noch strahlende Gesichter zu sehen.

Vor rund hundert geladenen Gästen im neuen Foyer der Schule spannte Bürgermeister Bruno Metz deshalb auch einen großen Bogen von der gar nicht so weit zurückliegenden Vergangenheit, in der die notwendige, aber immer wieder verschobene Sanierung des in den 1960er gebauten Schulhauses in den politischen Gremium für hochemotionale Diskussion gesorgt hatte, zum Hier und Heute.

Bei der Umsetzung der vor 14 Jahren vom Gemeinderat beschlossenen Schulkonzeption habe die Sanierung in Münchweier in der Folge immer wieder dringlicheren Projekten weichen müssen. In der Rückschau sei dies für Ort und Stadt aber nun eher ein Segen gewesen. Denn als sich vor drei Jahren noch unter der CDU-FDP-Landesregierung Schulpolitik veränderte und mit der Diskussion um die Werkrealschulen der Standort Münchweier mit einer weiterführenden Schule nicht mehr zu halten war, seien die alten Sanierungspläne nur noch Makulatur gewesen. Doch habe sich damals mit dem Modell "Bildungshaus", das für Kinder vom Eintritt in den Kindergarten bis zur vierten Grundschulklasse eine kontinuierliche Bildungsbiografie ermöglichen sollte, auch eine neue Perspektive für Münchweier aufgetan. Allerdings, so Metz: Für die Sanierung und vor allem für den Umbau mussten andere Prioritäten gesetzt werden. Das Ergebnis sei jetzt nicht nur ein schmucker Schulbau, der in der Stadt seines gleichen suche. Es sei auch eine Bildungseinrichtung entstanden, die in der frühkindlichen Erziehung in der Region beispielhaft sei. Metz dankte an diese Stelle ausdrücklich der katholischen Gemeinde, die als Trägerin des Kindergartens bereit war, dieses Projekt zu begleiten. Doch auch Stadt und Gemeinderat hätten besondere Lasten übernommen, denn eine klassische Fachförderung vom Land gab es nicht, so dass die Stadt für den 2,35 Millionen Euro teuren Umbau 1,6 Millionen Euro der Kosten selbst zu tragen hatte. 600 000 Euro kamen aus dem Ausgleichsstock. Überdies übernehme die Stadt die Kosten für zusätzliches Personal im Kindergarten, um das Konzept Bildungshauskonzept umzusetzen.

An Emotionen, an Enttäuschungen und an die tiefe Verbundenheit der Menschen in Münchweier mit ihrer Schule erinnerte Ortsvorsteher Charlotte Götz. Doch inzwischen sei Enttäuschung der Freude aufs Neue gewichen. "Sie haben aus einem maroden Betonkasten ein Haus mit Wohlfühlcharakter entstehen lassen", sagte Götz strahlend ganz besonders in Richtung Stadtbaumeister Maximilian Bauch und seinem Team. Bauch wiederum merkte an, dass "das keine Baustelle wie jede andere" war und sowohl von den Planern, den ausführenden Firmen aber auch von Schülern und Lehrern viel Geduld abverlangt hätte. Dem wollte der Hausherr, Schulleiter Wolfgang Schaudt denn auch nicht widersprechen. "Den Schulbetrieb auf einer Baustelle aufrecht zu erhalten, war auch für unser Lehrekollegium, für die Reinemachefrauen und für unserer Hausmeister Armin Speth eine besondere Aufgabe, die wir aber gemeinsam lösten". In einer Grußbotschaft betonte Joachim Schwab vom staatlichen Schulamt den "sehr guten Beitrag, den das Bildungshaus für die integrierte Kindeserziehung vom ersten bis zum zehnten Lebensjahr" nun leisten könne. 

 Wie Integration vollzogen werden kann, bewiesen dann diejenigen, die die aufpolierten Gemäuer nunmehr mit Leben erwecken: die Kindergarten- und Grundschulkinder – und deren Eltern. Die einen durch musikalische Beiträge und eine originelle Vorstellung des neuen Bildungshaus-Logo (siehe Hintergrund), die anderen durch ihren Einsatz bei der Bewirtung der geladenen Gäste und der Gäste bei am Tag der offen Tür.

Den kirchlichen Segen spendeten die Pfarrer Jörg Seburschenich (katholisch) und Frank Schleifer (evangelisch), wobei Jörg Seburschenich noch ein kleines Bonmot gelang. Auf die Bitte von Schulleiter Schaudt, doch den kirchlichen Segen zuerst im Foyer für die Schule und dann im Untergeschoss für den Kindergarten zu geben, konterte Seburschenich: "Das braucht es nicht. Der Segen von hier oben, der reicht bis unter".  

Quelle: 
Badische Zeitung