Die Wallanlage Heidenkeller, ein Ort für Mythen und Geschichten / Forst-Azubis gestalten Infotafel, Charlotte Götz weihte sie in.
ETTENHEIM-MÜNCHWEIER. Im Klosterwald, südlich der Landstraße von Münchweier nach Ettenheimmünster treffen Spaziergänger auf eine merkwürdig anmutende Ruine. Dabei handelt es sich um zweierlei Anlagen: Zuerst wurde hier die Wallanlage "Heidenkeller", wahrscheinlich als keltischer Ringwall, noch vor unserer Zeitrechnung gebaut; später dann, Anfang des 19. Jahrhunderts, entstand am Rand des Walls eine Pyramide aus Sandsteinen, die wohl als Aussichtsplattform genutzt wurde.
Am Freitag haben die zuständigen Förster, Lokalpolitiker und Geschichtsforscher eine Informationstafel angebracht, die mehr Licht in Dunkel eines mysteriös erscheinenden Bauwerks mitten im Wald bringen soll. Münchweiers Ortsvorsteherin Charlotte Götz lud die am Projekt beteiligten zu einem Umtrunk im Wald ein, bei dem noch manche Information ausgetauscht worden ist.
Nun also liest der Wanderer auf der Tafel, dass die Fläche innerhalb der Wallanlage 30 auf 40 Meter misst, und "zu einer Gruppe von vor- und frühgeschichtlichen Anlagen gehört, die nachweislich seit dem vierten Jahrtausend vor Christus bis um etwa 1000 nach Christus und darüber hinaus bis ins Mittelalter erbaut wurden." Außerdem muss einmal jemand hier gewesen sein, der eine Scherbe liegen ließ, die zeitlich in die Hallstattzeit, also ins siebente Jahrhundert vor Christus eingeordnet werden kann, sagte der ehrenamtliche Beauftragte der archäologischen Denkmalpflege am Regierungspräsidium, Ralph Goldschmidt aus Ettenheimmünster.
Flächige Untersuchungen im Innern der Anlage haben bislang zwar nicht stattgefunden, die diesen Datierungshinweis für die gesamte Anlage bestätigen könnten. Immerhin wurde die Wallanlage "Heidenkeller" in die Liste der archäologischen Kulturdenkmale eingetragen.
Auf der Infotafel können die Besucher dieser Zeugnisse auf einer Zeichnung erkennen, wie die Anlage gebaut worden war, wie das tönerne Fundstück einzuordnen ist und wie die Forstarbeiter aus Ettenheimmünster die Anlage von umgestürzten Baumstämmen und wuchernden Pflanzen befreit haben. Während die Wallanlage nur noch als Geländeformation erkennbar ist, steht noch der Rumpf der einstigen Pyramide, die für die Gäste des Bades in Ettenheimmünster gebaut und zu einem Drittel auch von ihnen finanziert wurde. So berichtete der Ausbildungsmeister der Forstwirte, Jörg Schöler. Nach der Säkularisierung habe ein freizügigerer Lebenswandel Einzug gehalten, der die Feste auf der Anlage beförderte. Und der Ägyptenfeldzug von Napoleon habe wohl eine Ägyptomanie in Gang gesetzt, in deren Zug man auch im Münstertal eine Pyramide haben wollte. 1816 sei das Bauwerk mit Tanzterrasse vollendet worden, von der aus man über die Rheinebene und in den Schwarzwald blicken konnte, sagte der Schöler.
Bilder belegten, dass das Bauwerk bis 1950 gestanden hatte, bis Internatsschüler des St. Landolinstifts die Kuppe durch Herabwerfen der Steine abgetragen haben. Ein weiterer größerer Schaden ist durch den Sturm Lothar Ende 1999 entstanden, als eine große Eiche über die Ruinen stürzte. Diese haben die Azubis nun beseitigt, so dass die Wallanlage und die Ruine wieder frei liegen.